Schriftgeschichte ist eines der faszinierendsten Kapitel in der Rückschau auf die kulturelle Vergangenheit der Menschheit. Betrachten wir die Anfänge der Schrift in Vorderasien und dem Mittelmeerraum, finden wir als vorschriftliche Kommunikationsformen Bilderschriften, schließlich Silben- und Lautschriften. Von den ersten Anfängen der Schrift , den sogenannten Ideenschriften (Felszeichnungen, Zählzeichen, Symbolzeichen) bis hin zur Ausbildung von Alphabetschriften vergingen Jahrtausende der Menschheitsgeschichte.
Keilschrift
Die älteste bekannte Bilderschrift ist eine vor rund 5000 Jahren in Uruk (dem biblischen Erech) entstandene Bilderschrift, die durch Abstrahierung zur Keilschrift hin entwickelt wurde. Schriftträger und Schreibwerkzeug trugen immer wieder zur Ausformung der Charakteristika von Schriftformen bei: die Formen der Keilschriften verdankten ihre spezielle Gestaltung der Tatsache, daß sie mit einem Griffel in den noch weichen Ton eingedrückt und -geritzt wurden, der dann anschließend erst aushärtete. Die Keilschrift wurde über lange Zeit in den Reichen von Sumer, Assur und Babylon verwendet. Parallel dazu wurde in den ägyptischen Reichen (um 3200 – um 700 v. Chr.) die Hieroglyphenschrift hervorgebracht.
Hieroglyphen
Neben dem System der Hieroglyphen als Bilderschrift wurde aber dort auch eine Silbenschrift entwickelt, die beide auch in Mischformen mit phonetisierten Schriftelementen (Lautzeichen) angewendet wurden.
Das erste Alphabet
Im 2. Jahrtausend v. Chr. erfolgte ein einschneidender Schritt, der für die spätere Entwicklung der Schriftsysteme im Mittelmeerraum, dann in ganz Europa und schließlich fast weltweit von Bedeutung sein sollte: Die Phönizier schufen eine Alphabetschrift, die durch ihre leichtere Erlernbarkeit zunächst vor allem dem Handel zwischen den mediterranen Ländern zugute kam. Auf ihr basierten nach vielen Wandlungen die Alphabete der griechischen und dann der römischen Kultur. Die lateinische Schrift besitzt noch heute mit wenigen Änderungen Gültigkeit für uns.
Auch die Entwicklung der althebräischen Schrift und des arabischen Alphabets sind auf die Grundlagen der phönizischen Schrift zurückzuführen.
Die etwa im 5./4. vorchristlichen Jahrhundert entstandene hebräische Quadratschrift, bis heute gebraucht, hat mit der frühhebräischen Schrift nichts zu tun; sie ist eine Weiterentwicklung der damals verbreiteten aramäischen Schrift. Die aramäische Schrift war im 9. bis 7. Jahrhundert v. Chr. das weitverbreitete Verständigungsmittel für den ganzen vorderen Orient bis hin nach Ägypten, Kleinasien und Indien hinüber.